Nachdem ich euch bereits das Vata-Dosha hier vorgestellt habe, geht es heute weiter mit dem Pitta-Dosha. Pitta ist in unserem Körper das Energieprinzip, bzw. das Umsetzungsprinzip. Pitta besteht aus dem Element Feuer (Agni) (manchmal wird auch Feuer und Wasser beschrieben) und hat in unserem Körper seinen Hauptsitz im Dünndarm.

Einige der klassischen Texte legen auch nahe, dass Pitta identisch mit Agni ist (z.B. Sushruta Samhita, 21. Kapitel). Unzweifelhaft haben das Pitta Dosha und Agni einige gemeinsame Eigenschaften wie Erzeugung von Wärme, Brennen, Transformation und Oxydation, die typisch für das Feuer sind. Deshalb ist Pitta auch als Antaragni bekannt.

Wie das Vata-Dosha auch, gibt es fünf Pitta-Unterarten, die in Leber, Milz, Magen, den Augen, der Haut und in Herz und Gehirn sitzen. Es hat eine enge Verbindung zu unserem Drüsen- und Enzymsystem – also zum Stoffwechselprinzip im Körper. An jedem seiner Sitze ist Pitta für die Freisetzung von Energie zuständig. In seinem Hauptsitz, dem Dünndarm, sorgt es dafür, dass unsere Nahrung verdaut und aufgespalten werden kann. Im Gehirn und im Herzen erkennen wir Pitta in der Energie unserer Nervenzellen, die „Elektrizität“ erzeugen. Im Auge ist das Pitta dafür verantwortlich, die elektrischen Impulse des Sehnerves zu steuern, damit wir die Welt um uns herum wahrnehmen können. Überall, wo Energie erzeugt und gebraucht wird, um Körpereigene Prozesse zu steuern, ist das feurige Pitta zu finden.

Eigenschaften von Pitta

Dem Pitta-Dosha werden die Eigenschaften heiß, etwas ölig/feucht, flüssig, sauer, penetrierend/plötzlich auftretend, beweglich wie Flüssigkeit und scharf zugeschrieben. Wird Pitta gestört, zeigt sich das schnell in Symptomen des Verdauungstraktes, des Enzym- und des Hormonsystems. Da Pitta und unser Agni (Verdauungsfeuer) eng miteinander verknüpft sind, zeigen sich diese Symptome dann zum Beispiel in Form von

  • Brennen, Sodbrennen
  • Durchfall
  • Fieber
  • Entzündungen aller Art
  • starkes Schwitzen mit strengem Geruch
  • starker Durst auf kaltes
  • Hitzewallungen
  • Hauterkrankungen wie Pigmentstörungen, Akne, Geschwüre der Haut/Schleimhäute

Ein erhöhtes Pitta in Leber und Milz wirkt sich auch auf die Qualität unseres Blutes aus. Typische Beschwerden/Krankheiten sind dann:

  • Hepatitis
  • Blutvergiftungen
  • Gelbfärbung der Haut

Aber auch Sehstörungen und Sehschwäche sich ein Symptom von Pitta-Störungen. Ein zu schwaches Pitta zeigt sich auf der anderen Seite mit einer zu niedrigen Körpertemperatur, Stoffwechsel- und Verdauungsschwäche, aber auch in Blässe und dem Erlöschen des inneren Feuers, der Ausstrahlung und auch der geistigen Energie.

Die Pitta-Konstitution

Wie ihr euch sicher schon denken könnt, sind Pitta-Typen eher von der hitzigen Sorte. Das innere Feuer sorgt dafür, dass sie selten frieren und eher zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen neigen. Ihre Haut ist normalerweise warm, leicht feucht und hat einen rötlichen Schimmer, oft mit Sommersprossen. Pitta-Haut neigt zu Rötungen, Muttermalen, Ekzemen, Akne, Hautunreinheiten und früher Faltenbildung. Pitta-Menschen haben oft blonde oder rötliche Haare, die früh ausfallen und ergrauen. Sie neigen auch eher zu Übersäuerung, Sodbrennen und Mundgeruch.

Das Feuer in ihnen hilft, einen regelmäßigen Stoffwechsel und eine regelmäßige Verdauung aufrecht zu erhalten. Sie haben einen starken Appetit und ständigen Durst. Wenn sich eine Mahlzeit einmal verzögert, können Pitta-Typen schnell sehr gereizt und aggressiv werden. Den Zustand „hanrgy“ (eine Zusammensetzung aus „hungry“ und „angry“), kennen diese Menschen sehr sehr gut!  Ist Pitta zu hoch, neigen diese Typen dann eher zu Durchfall als zu Verstopfungen.

Pitta-Konstitutionen haben ein extrem hohes Energiepotenzial, sind sehr leistungsfähig – körperlich wie geistig – und oft sehr zielstrebig und erfolgreich. Sie haben einen scharfen Verstand, eine schnelle Auffassungsgabe und einen hohen Intellekt. Sie sind außerdem sehr dynamisch, ausdrucksstark und ehrgeizig. Sie sind gute Redner, charismatisch, können gut argumentieren und andere dadurch schnell von sich und ihren Ideen überzeugen. Sie lieben es, zu debattieren und zu diskutieren und werden von anderen dadurch schnell als Verbissen wahrgenommen. Auch der Wunsch, immer Recht zu behalten, ist typisch für Pitta und zieht sich wie ein roter Faden durch private und berufliche Situationen und Gespräche.

Pitta-Typen sind echte „Macher“

Darum ist es nicht verwunderlich, dass Pitta-Menschen oft in Fürhungspositionen, im Management oder im Leistungssport zu finden sind. Pitta-Typen sind echte „Macher“. Sie verfolgen ihre Ziel ehrgeizig und sind sehr handlungsorientiert. Pitta-Menschen sind außerdem gute Führungspersönlichkeiten, die zu ihren einmal getroffenen Entscheidungen stehen und auch die Konsequenzen tragen. Sie sind freundlich zu Kollegen und Mitarbeitern, fordern aber auch Leistungsbereitschaft, Gehorsam, Autorität und Anerkennung für Ihre Leistungen ein.

Ihr Ehrgeiz kann aber auch schnell ins negative abrutschen und sie neigen dann eher dazu, zu selbst-zentriert und egoistisch zu handeln und auch Wutausbrüche finden wir hier öfter als bei den anderen Doshas. Pitta-Menschen beruhigen sich aber meistens genau so schnell wieder, wie sie sich aufgeregt haben. In stressigen Situationen fühlen sich diese Menschen meistens sicher und kraftvoll und erledigen ihre Aufgaben zuverlässig.

Trotzdem neigen gerade diese Menschen dazu, ihr (körperliches) Potenzial zu überschätzen, sich zu viel aufzuladen und generell zu perfektionistisch zu sein und merken dabei oft nicht, dass sie sich verausgaben und dann auch schnell „ausbrennen“ (Stichwort „Burnout“). Wenn etwas nicht so klappt, wie sie es sich vorstellen, dann reagieren Pitta-Konstitutionen schnell mit Ungeduld und auch Intoleranz sich selbst und anderen gegenüber, was schnell zu Konfliktsituationen führen kann.

Auch wenn ihre Körperkraft nur durchschnittlich ausgeprägt ist, machen Sie das durch pure Willenskraft und Ehrgeiz wett und sind nur schwer zu bezwingen, da sie sich körperlich eher vollständig verausgaben, als aufzugeben. Entspannung finden und suchen diese Typen – nicht verwunderlich – in sportlichen Aktivitäten und durch Bewegung.

Doch gerade für diesen Dosha-Typ ist Mäßigung ein großes Stichwort, denn übersteigerter Ehrgeiz, Leistungsdruck, Perfektionismus und zu viel Sport erhöhen das innere Feuer zusätzlich und verschlimmern die oben genannten Symptome oder führen erst zu den Pitta typischen Krankheiten. Entspannung und einfach mal „abschalten“, ist für Pitta-Menschen darum extrem wichtig. In der Ernährung sollten Pitta-Typen süße, bittere und zusammenziehende Nahrungsmittel bevorzugen. Zu scharfes, salziges und saures Essen sollten hingegen eher gemieden werden.