Unser Leben ist von Zyklen bestimmt. Dem Mondzyklus, den Jahreszeiten, den Tageszeiten, den verschiedenen Lebensabschnitten und bei Frauen auch dem Menstruationszyklus. Die Abläufe und Phasen die diese Zyklen durchlaufen sind sich sehr ähnlich und lassen sich auch super mit den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter beschreiben. Sie sind alle beeinflusst durch die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha. Im Ayurveda Doshas genannt. Ein super spannendes Thema, welches ich euch in den nächsten Wochen näher vorstellen will.

Heute beginne ich mit dem Tageszyklus oder der Tagesrouine (Dinacharya), der mit der Ayrveda-Dosha Uhr veranschaulicht wird. Ein Tag durchläuft mit seinen 24-Stunden-Rhytmus abwechselnd die verschiedenen Doshas und bringt damit auch deren typische Eigenschaften mit sich. Ein Tag wird dabei in drei große Phasen eingeteilt, die wiederum von jeweils zwei Doshas beeinflusst werden.

 

Der Morgen: Sonnenaufgang bis 11 Uhr

Der Morgen beginnt mit dem Sonnenaufgang, welcher in den verschiedenen Jahreszeiten natürlich unterschiedlich ist (daher gebe ich hierfür auch keine genaue Uhrzeit an). Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Kapha-Dosha dominant zu werden, was der Grund dafür ist, dass wir nach dem Aufstehen oft noch müde und träge sind. Ein leichtes, warmes und gut verdauliches Frühstück ist nun wichtig, da unser Agni durch das dominante Kapha noch schwach ist und schwere Mahlzeiten nicht verdauen kann. Die vorherrschende Kapha-Energie sorgt aber auch dafür, dass wir ausdauernd sind und Routineaufgaben und wichtige Arbeiten, die viel Konzentration brauchen, gut erledigen können. Der Morgen mit seinen Kapha-Energien entspricht dem Frühling.

Die Mittagszeit: 11 Uhr bis 14 Uhr

Im Laufe des Vormittags steigt dann Pitta an, welches um die Mittagszeit seinen Höhepunkt erreicht. Unser Agni brennt stark und wir bekommen Hunger. Die beste Tageszeit für ein ausgewogenes Mittagsessen (die größte Mahlzeit des Tages), bei dem wir auch schwer verdauliches wie Fleisch, Käse, Hülsenfrüchte, Rohkost und Salat gut verwerten können. Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft hilft gegen das Mittagstief und versorgt uns mit neuer Energie. Die Mittagszeit mit ihrer Pitta-Energie entspricht dem Sommer.

Nachmittag: 14 Uhr bis Sonnenuntergang

Nach dem Mittag steigt das Vata-Dosha in uns an und lässt unser Agni wieder wechselhaft werden. Der ganze Nachmittag ist geprägt von Energie-Hochs und -Tiefs. Das kann zu Müdigkeit nach dem Mittagessen (wenn dieses zu reichhaltig war!) führen, lässt aber auch unsere Kreativität steigen. Die ideale Zeit für Brainstormings, Kreativarbeit und sozialen Austausch. Auch für Sport ist der Nachmittag sehr gut geeignet, da wir gegen 16/17 Uhr nochmal ein Energiehoch haben und damit unser Vata sehr gut ausgeleichen können. Der Nachmittag mit seinen Vata-Energien entspricht dem Herbst.

Abend: Sonnenuntergang bis 22 Uhr

Wenn es anfängt zu dämmern und die Sonne untergegangen ist, steigt das Kapha in uns wieder an und lässt uns langsam müde werden. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Verdauungskraft von Agni wieder ab, weshalb wir ein leichtes, gut verdauliches und frühes Abendessen zu uns nehmen sollten. Wie ihr euch denken könnt, ist dieser Zeitpunkt in den verschiedenen Jahreszeiten unterschiedlich, da die Sonne im Winter früher untergeht als im Sommer. Dennoch sollte auch im Sommer spätestens um 19 Uhr gegessen werden (als Faustregel gilt: Abendessen drei Stunden vor dem Schlafengehen).

Der Abend ist für Ruhe, Regeneration und Entspannung gedacht. Alle anregenden Tätigkeiten sollten auf den Nachmittag geschoben werden, was auch intensiven Fernsehkonsum, Computerarbeit und andere Tätigkeiten betrifft, die unseren Geist stark belasten. Nette Gespräche, ein entspanntes Buch lesen oder Höhrbuch hören sind gute Alternativen, die unseren Geist zur Ruhe kommen lassen. Elektrische Geräte (auch das Smartphone!) sollten mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen ausgeschaltet werden. Weil ab 22 Uhr das Pitta-Dosha wieder ansteigt, ist die ideale Schlafengehen-Zeit gegen 22 Uhr. Der Abend und die Nacht entsprechen mit ihren Vata- und Kapha-Energien dem Winter.

Nacht und Tiefschlafphase: 22 Uhr bis 2 Uhr

Da der Tagesablauf zyklisch erfolgt, folgen auch die Doshas dem immer gleichen Rhytmus. Das bedeutet, dass ab 22 Uhr unser Pitta langsam wieder in uns ansteigt. Das merken wir durch einen kleinen Energiekick am späten Abend und das ansteigende Hungergefühl. Dem sollten wir aber auf keinem Fall nachgehen, da wir damit unseren nächtlichen Stoffwechsel- und Regenerationsprozessen in die Quäre kommen!

In der Zeit zwischen 22 Uhr und 2 Uhr finden die wichtigen Stoffwechselprozesse in unserem Körper statt. Die Nahrung, die wir Tagsüber zu uns genommen haben wird nun aufgespalten und die einzelnen Bestandteile und Nährstoffe in unsere Organe und Zellen transportiert. Nachts regeneriert unser Körper und verjüngt sich mit Hilfe der Nährstoffe unserer Nahrung. Essen wir nun zu spät oder gönnen uns einen Mitternachtssnack, muss unser Körper in der Nacht verdauen, statt sich regenerieren zu können.

Die langfristigen Folgen – wenn wir das regelmäßig machen – sind nicht nur ein unruhiger und nicht-erholsamer Schlaf, sondern auf lange Sicht auch Nährstoffmangel und Unterversorgung. Am Ende dieser Kette steht die Entstehung von Krankheiten, verursacht durch fehlende Regeneration. Ihr seht also wie wichtig es ist, unserem Körper Nachts die dringend benötigte Ruhephase vom Essen zu gönnen!

Nacht und früher Morgen: 2 Uhr bis Sonnenaufgang

Ab ca. 2 Uhr steigen die Vata-Energien in uns an, was wir an einem unruhiger werdenden Schlaf und und aktiven Träumen merken. Wenn ihr Nachts oft wach werdet, besonders in den frühen Morgenstunden, kann das ein Anzeichen von einem zu hohem Vata in Euch sein. Das Hormon Cortisol wird nun vermehrt ausgeschüttet, was uns langsam wach werden lässt. Das ist auch der Grund dafür, dass der Ayurveda empfiehlt vor Sonnenaufgang aufzustehen. Damit machen wir uns die Vata-Energien zu nutze um Wach in den Tag zu starten. Je länger ihr nach Sonnenaufgang im Bett liegt, desto träger werdet ihr durch das steigende Kapha.

Die Zeit vor Sonnenaufgang ist durch seine von Luft und Äther geprägten feinstofflichen Energien auch sehr gut für Meditation und spirituelle Entwicklung geeignet, da unser Geist noch unbelastet von den Ereignissen des Tages ist und besonders Aufnahmefähig für diese feinstofflichen Energien.

 

Ihr seht also, wie eng in der Natur alles zusammenarbeitet und auf welch wunderbare Weise wir uns das Wissen des Ayurveda zu Nutze machen können, um uns mehr mit uns, den universellen Energien und dem Zyklus der Natur zu verbinden. In den nächsten Beiträgen werden ich noch auf die Jahreszeiten, den Menstruationszyklus und die Mondphasen und ihre Verbindung untereinander eingehen.