Leben im Zyklus der Natur – Teil I: die Ayurveda Dosha Uhr

Unser Leben ist von Zyklen bestimmt. Dem Mondzyklus, den Jahreszeiten, den Tageszeiten, den verschiedenen Lebensabschnitten und bei Frauen auch dem Menstruationszyklus. Die Abläufe und Phasen die diese Zyklen durchlaufen sind sich sehr ähnlich und lassen sich auch super mit den Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter beschreiben. Sie sind alle beeinflusst durch die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha. Im Ayurveda Doshas genannt. Ein super spannendes Thema, welches ich euch in den nächsten Wochen näher vorstellen will.

Heute beginne ich mit dem Tageszyklus oder der Tagesrouine (Dinacharya), der mit der Ayrveda-Dosha Uhr veranschaulicht wird. Ein Tag durchläuft mit seinen 24-Stunden-Rhytmus abwechselnd die verschiedenen Doshas und bringt damit auch deren typische Eigenschaften mit sich. Ein Tag wird dabei in drei große Phasen eingeteilt, die wiederum von jeweils zwei Doshas beeinflusst werden.

 

Der Morgen: Sonnenaufgang bis 11 Uhr

Der Morgen beginnt mit dem Sonnenaufgang, welcher in den verschiedenen Jahreszeiten natürlich unterschiedlich ist (daher gebe ich hierfür auch keine genaue Uhrzeit an). Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Kapha-Dosha dominant zu werden, was der Grund dafür ist, dass wir nach dem Aufstehen oft noch müde und träge sind. Ein leichtes, warmes und gut verdauliches Frühstück ist nun wichtig, da unser Agni durch das dominante Kapha noch schwach ist und schwere Mahlzeiten nicht verdauen kann. Die vorherrschende Kapha-Energie sorgt aber auch dafür, dass wir ausdauernd sind und Routineaufgaben und wichtige Arbeiten, die viel Konzentration brauchen, gut erledigen können. Der Morgen mit seinen Kapha-Energien entspricht dem Frühling.

Die Mittagszeit: 11 Uhr bis 14 Uhr

Im Laufe des Vormittags steigt dann Pitta an, welches um die Mittagszeit seinen Höhepunkt erreicht. Unser Agni brennt stark und wir bekommen Hunger. Die beste Tageszeit für ein ausgewogenes Mittagsessen (die größte Mahlzeit des Tages), bei dem wir auch schwer verdauliches wie Fleisch, Käse, Hülsenfrüchte, Rohkost und Salat gut verwerten können. Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft hilft gegen das Mittagstief und versorgt uns mit neuer Energie. Die Mittagszeit mit ihrer Pitta-Energie entspricht dem Sommer.

Nachmittag: 14 Uhr bis Sonnenuntergang

Nach dem Mittag steigt das Vata-Dosha in uns an und lässt unser Agni wieder wechselhaft werden. Der ganze Nachmittag ist geprägt von Energie-Hochs und -Tiefs. Das kann zu Müdigkeit nach dem Mittagessen (wenn dieses zu reichhaltig war!) führen, lässt aber auch unsere Kreativität steigen. Die ideale Zeit für Brainstormings, Kreativarbeit und sozialen Austausch. Auch für Sport ist der Nachmittag sehr gut geeignet, da wir gegen 16/17 Uhr nochmal ein Energiehoch haben und damit unser Vata sehr gut ausgeleichen können. Der Nachmittag mit seinen Vata-Energien entspricht dem Herbst.

Abend: Sonnenuntergang bis 22 Uhr

Wenn es anfängt zu dämmern und die Sonne untergegangen ist, steigt das Kapha in uns wieder an und lässt uns langsam müde werden. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Verdauungskraft von Agni wieder ab, weshalb wir ein leichtes, gut verdauliches und frühes Abendessen zu uns nehmen sollten. Wie ihr euch denken könnt, ist dieser Zeitpunkt in den verschiedenen Jahreszeiten unterschiedlich, da die Sonne im Winter früher untergeht als im Sommer. Dennoch sollte auch im Sommer spätestens um 19 Uhr gegessen werden (als Faustregel gilt: Abendessen drei Stunden vor dem Schlafengehen).

Der Abend ist für Ruhe, Regeneration und Entspannung gedacht. Alle anregenden Tätigkeiten sollten auf den Nachmittag geschoben werden, was auch intensiven Fernsehkonsum, Computerarbeit und andere Tätigkeiten betrifft, die unseren Geist stark belasten. Nette Gespräche, ein entspanntes Buch lesen oder Höhrbuch hören sind gute Alternativen, die unseren Geist zur Ruhe kommen lassen. Elektrische Geräte (auch das Smartphone!) sollten mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen ausgeschaltet werden. Weil ab 22 Uhr das Pitta-Dosha wieder ansteigt, ist die ideale Schlafengehen-Zeit gegen 22 Uhr. Der Abend und die Nacht entsprechen mit ihren Vata- und Kapha-Energien dem Winter.

Nacht und Tiefschlafphase: 22 Uhr bis 2 Uhr

Da der Tagesablauf zyklisch erfolgt, folgen auch die Doshas dem immer gleichen Rhytmus. Das bedeutet, dass ab 22 Uhr unser Pitta langsam wieder in uns ansteigt. Das merken wir durch einen kleinen Energiekick am späten Abend und das ansteigende Hungergefühl. Dem sollten wir aber auf keinem Fall nachgehen, da wir damit unseren nächtlichen Stoffwechsel- und Regenerationsprozessen in die Quäre kommen!

In der Zeit zwischen 22 Uhr und 2 Uhr finden die wichtigen Stoffwechselprozesse in unserem Körper statt. Die Nahrung, die wir Tagsüber zu uns genommen haben wird nun aufgespalten und die einzelnen Bestandteile und Nährstoffe in unsere Organe und Zellen transportiert. Nachts regeneriert unser Körper und verjüngt sich mit Hilfe der Nährstoffe unserer Nahrung. Essen wir nun zu spät oder gönnen uns einen Mitternachtssnack, muss unser Körper in der Nacht verdauen, statt sich regenerieren zu können.

Die langfristigen Folgen – wenn wir das regelmäßig machen – sind nicht nur ein unruhiger und nicht-erholsamer Schlaf, sondern auf lange Sicht auch Nährstoffmangel und Unterversorgung. Am Ende dieser Kette steht die Entstehung von Krankheiten, verursacht durch fehlende Regeneration. Ihr seht also wie wichtig es ist, unserem Körper Nachts die dringend benötigte Ruhephase vom Essen zu gönnen!

Nacht und früher Morgen: 2 Uhr bis Sonnenaufgang

Ab ca. 2 Uhr steigen die Vata-Energien in uns an, was wir an einem unruhiger werdenden Schlaf und und aktiven Träumen merken. Wenn ihr Nachts oft wach werdet, besonders in den frühen Morgenstunden, kann das ein Anzeichen von einem zu hohem Vata in Euch sein. Das Hormon Cortisol wird nun vermehrt ausgeschüttet, was uns langsam wach werden lässt. Das ist auch der Grund dafür, dass der Ayurveda empfiehlt vor Sonnenaufgang aufzustehen. Damit machen wir uns die Vata-Energien zu nutze um Wach in den Tag zu starten. Je länger ihr nach Sonnenaufgang im Bett liegt, desto träger werdet ihr durch das steigende Kapha.

Die Zeit vor Sonnenaufgang ist durch seine von Luft und Äther geprägten feinstofflichen Energien auch sehr gut für Meditation und spirituelle Entwicklung geeignet, da unser Geist noch unbelastet von den Ereignissen des Tages ist und besonders Aufnahmefähig für diese feinstofflichen Energien.

 

Ihr seht also, wie eng in der Natur alles zusammenarbeitet und auf welch wunderbare Weise wir uns das Wissen des Ayurveda zu Nutze machen können, um uns mehr mit uns, den universellen Energien und dem Zyklus der Natur zu verbinden. In den nächsten Beiträgen werden ich noch auf die Jahreszeiten, den Menstruationszyklus und die Mondphasen und ihre Verbindung untereinander eingehen.

Ayurveda Ernährung im Sommer

Vielleicht weißt du schon, dass die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha nicht nur in jedem Menschen wirken, sondern auch in den verschiedenen Jahreszeiten aktiv sind. Gerade befinden wir uns mitten in der Pitta-Zeit, die im Juni startet. Die Temperaturen steigen, wir sehnen uns nach Abkühlung, kalten Getränken und leichtem Essen. Je heißer es draußen wird, desto stärker wird auch das Pitta in uns. Wir schwitzen mehr, neigen eventuell mehr zu Entzündungen oder dem ein oder anderen Wutausbruch und sind ungeduldiger und leicht reizbar. All das sind Zeichen dafür, dass dein Pitta im Sommer aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Zum Glück hält der Ayurveda aber sehr viele Tipps für uns bereit, wie wir die Pitta-Energien im Sommer ausgleichen können!

Die richtige Ernährung im Sommer

Weil im Ayurveda das Prinzip Gleiches vermehrt Gleiches und Gegensätze gleichen sich aus gilt, ist die ayurvedische Ernährung im Sommer auf Kühlung ausgelegt.

Doch Kühlung meint nicht eiskalte Getränke mit Eiswürfeln und Eis von Morgens bis Abends. Auch im Sommer sollte wir immer noch gekocht und leicht verdauliche Mahlzeiten bevorzugen, da unsere Verdauungskraft im Sommer durch die Hitze eher schwach ist. Kippen wir dann noch Literweise kalte Getränke und Eis in uns hinein, erlischt unser Verdauungsfeuer komplett. Es gibt aber sehr viele Lebensmittel, die uns im Sommer die erwünschte Abkühlung verschaffen und Agni – unser Verdauungsfeuer – nicht belasten.

Lebensmittel für den Sommer

Diese Lebensmittel sollten im Idealfall die im Sommer vorherrschenden Pitta-Eigenschaften heiß, scharf, durchdringend, leicht ölig und flüssig ausgleichen. Die Geschmacksrichtungen die sich dafür gut eignen sind süß, bitter und zusammenziehend. Dagegen sollten wir besonders die Geschmacksrichtungen sauer, scharf und salzig meiden, da sie das Feuer in uns eher noch anheizen.

Es ist also kein Wunder, dass viele von uns jetzt im Sommer wieder mehr Appetit auf Salate, leichte Gemüsegerichte und Co. haben. Lebensmittel, die viel Flüssigkeit enthalten wie Melonen, süßes Obst und Gurken sind gerade bei uns allen hoch im Kurs und sie alle wirken kühlend auf den Körper.

Gerade die grünen und bitteren Gemüsesorten und Blattgemüse wie Fenchel, Zucchini, Spinat, Mangold, aber auch Chicorée und Radicchio sind im Sommer ideal, um die Pitta-Energien in uns auszugleichen.

Weitere empfehlenswerte Lebensmittel im Sommer sind auch Kokos, und bittere, kühlende Kräuter und Gewürze wie Minze, Koriander, Kardamom und Fenchel. Aber auch Safran, Kurkuma, Basilikum und Dill sind tolle Gewürze für den Sommer.

Die drei Hauptmahlzeiten im Sommer

Zum Frühstück kannst du also mit einem lauwarmen Porridge, etwas süßem Obst oder nur warmen Wasser beginnen, wenn du weniger Hunger hast. Rohes Obst solltest du aber lieber nur alleine und nicht zusammen mit anderen Lebensmitteln essen. Für dein Porridge kannst du es kurz andünsten, um es besser verdaulich zu machen.

Das Mittagsessen sollte auch im Sommer deine Hauptmahlzeit sein. Jetzt kannst du gut auf etwas Rohkost zurückgreifen und dazu leichte Gerichte mit Getreide, Gemüse und ein paar Hüslenfrüchten kombinieren. Achte darauf, dass deine Portion nicht zu groß ist, denn das schwächt dein Agni wieder.

Zum Abendessen solltest du auf jeden Fall Rohkost, Milchprodukte, aber auch Fleisch vermeiden. Ab und an im Sommer Abends zu grillen ist natürlich nicht schlimm, aber für deine Verdauung ist ein leichtes, vegetarisches Gericht viel besser verträglich! Auch frittiertes, sehr saure oder scharfe Speisen sind im Sommer nicht ideal, da sie dein Pitta zusätzlich anheizen. Auch im Sommer empfiehlt der Ayurveda Suppen oder gedünstetes Gemüse. Suppen solltest du im Sommer gut abkühlen lassen.

 Ein leckeres Sommerrezept für ein Kartoffel-Mangold-Curry mit Kokos-Chutney und Kichererbsen-Crêpes findest zu zum Beispiel auf meinem Blog Apple and Ginger. 

Weitere Tipps für den Sommer:

  1. Um gut durch den Sommer zu kommen, sollten wir die heißesten Stunden des Tages in kühlen Räumen verbringen und ausreichend Wasser trinken. Achte darauf, dass es nicht eisgekühlt ist und bevorzuge lieber Wasser bei Zimmertemperatur. Besonders lecker schmeckt dein Wasser mit etwas Minze und Gurke!
  2. Verzichte lieber auf anredende Substanzen wie Alkohol, Kaffee, schwarzen Tee, aber auch Chili und zu viel Ingwer. Diese erhöhen Pitta.
  3. Integriere entspannende Sportarten wie Schwimmen, Yoga, entspannte Radtouren oder Spazierengehen im Wald und vermeide die Mittagshitze. Morgens und Abends sind jetzt die besten Zeiten für Sport.
  4. Kokosöl, Rosenwasser und Aloe Vera helfen, uns von Innen und Außen zu kühlen. Versuche doch mal, dir ein kühlendes Massageöl aus diesen Drei Komponenten zu machen!

 

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und Anwenden der obigen Tipps und Tricks! Wenn du mehr wissen möchtest oder Hilfe bei der Umsetzung brauchst, du weißt wo du mich findest 🙂

Deine Jana

 

 

 

 

Unverträgliche Kombinationen von Lebensmitteln

Beim ayurvedischen Kochen kommt es neben den Zutaten und vielen Gewürzen auch und vor allem auf deren Kombination und den Zeitpunkt an, wann wir was essen! Das Wissen um die richtige Kombination der Nahrungsmittel wird im Ayurveda Samyoga genannt. Samyoga ist einer von 8 Faktoren die darüber bestimmen, wie gut wir Nahrung verdauen und verstoffwechseln können! Dieser dritte Faktor entscheidet wesentlich darüber, ob wir krank werden oder nicht. Denn es gibt Lebensmittel-Kombinationen, die zusammen nicht verdaut werden können und dann Ama erzeugen.
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Ama sind unverdaute Stoffwechselprodukte, die im Körper verbleiben, und uns auf lange Sicht krank machen. Das bedeutet, dass Teile der Nahrung nicht ausreichend verdaut wurden und nun den Organismus toxisch belastet. Ama ist die Hauptursache aller Krankheiten, so zum Beispiel der typischen Ama-Erkrankungen wie Rheuma, Akne oder Darmpilze. 

Um das zu vermeiden gibt es Kombinationen von Lebensmitteln, die nicht zusammen gegessen werden sollten: 

  • Milch: Am besten alleine einnehmen und keinesfalls gemeinsam mit Saurem und Salzigem, Fleisch, Fisch, Obst, Knoblauch, Rettich, Granatäpfeln, Blattgemüse, Senf, Sesamsamen oder Bananen kombinieren. 
  • Fleisch, Fisch und Eier nicht zusammen essen
  • Fleisch und Fisch nicht mit Honig, Sesam, Milch, Rettich, Zuckerrohrprodukten oder Sprosse kombinieren 
  • Fisch nicht mit Banane, Joghurt und Buttermilch kombinieren 
  • Eier nicht mit Milch, Joghurt, Melone, Käse, Früchten und Kartoffel kombinieren 
  • Honig und Ghee oder Honig und Wasser nie zu gleichen Teilen mischen 
  • Frische Früchte nur alleine verzehren und am besten nicht mit gekochten Speisen kombinieren 
  • Keine kalten Getränke zu heißem Essen 
  • Keine kalten Speisen mit sehr heißen Speisen 

Das sind auf den ersten Blick ziemlich viele, aber eigentlich muss man nur ein paar wichtige Grundregeln beachten, um Gesund zu bleiben. So sollten wir Milch (ich rede hier ausschließlich von Kuhmilch) immer alleine zu uns nehmen, zum Beispiel als Goldene Milch zum Frühstück oder als Nachmittagssnack. Unser Müsli oder besser noch den Porridge kochen wir in der Ayurvedischen Küche daher IMMER mit Pflanzendrinks.

Auch der Latte Macchiato, Cappuccino oder Milchkaffee zum Frühstücksbrot mit Käse und Ei, oder zum Obstsalat fällt dann leider weg!

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, das man tierische Produkte generell nicht untereinander kombinieren sollten. Also weder Fisch mit Fleisch, Eiern oder anderen Milchprodukten. Unser deutsches Frühstück ist also wirklich stark Ama-erzeugend, wenn wir an Wurst- und Käsebrötchen mit Eiern und Kaffee mit Milch denken. Veganer haben hier natürlich deutliche Vorteile, da in ihrem Speiseplan keine tierischen Produkte vorkommen. Aber auch die nicht-veganer unter euch können mit einfachen Regeln gesunde Kombinationen essen. Tauscht zum Beispiel den Käse gegen Hummus, Avocado oder einen Gemüseaufstrich aus! Oder esst euer Käsebrötchen einfach alleine – ohne Eier, Wurst oder andere tierische Milchprodukte.

Auch kalte und heiße Speisen / Getränke sollten wir nicht kombinieren, da sie unser Verdauungsfeuer Agni schwächen und wir die aufgenommene Nahrung dann nicht mehr verstoffwechseln können. Auf lange Sicht führt das zu Nährstoffmangel und wir fühlen uns schlapp, müde, unser Immunsystem wird schwächer und wir werden häufiger Krank.

Das Kapha-Dosha

Nachdem ich euch bereits das Vata und das Pitta Dosha vorgestellt habe, möchte ich euch heute mehr über das viel zu unterschätze dritte Dosha im Ayurveda erzählen: das Kapha Dosha. Dieses Dosha ist völlig zu Unrecht extrem unbeliebt in unserer modernen, westlichen Gesellschaft. Es wird häufig auf ein Merkmal reduziert, das bei uns einfach nicht beliebt ist: Kapha-Personen neigen häufig zu Übergewicht und nehmen schnell an Gewicht zu. Die vielen anderen, sehr wichtigen und positiven Eigenschaften werden da gerne mal ignoriert. Völlig zu Unrecht, wie ich finde! Darum möchte ich euch heute dieses tolle Dosha und die Eigenschaften näher bringen.

Die Eigenschaften von Kapha

Das Kapha Dosha besteht aus den Elementen Erde und Wasser und ist das stabilisierende Prinzip im Ayurveda. Kapha ist mit unserem Lymph- und Immunsystem verbunden und hat über das Skelett und die Zellstruktur Anteile an der Formbildung unseres Körpers. Es hat seinen Hauptsitz oberhalb des Herzens im Oberkörper. Wie beim Vata und Pitta Dosha auch, gibt es 5 Unterarten von Kapha – im Brustkorb, im Magen, auf der Zunge, im Kopf und in den Gelenken. Kapha schenkt und Festigkeit, Stabilität und schütz und nährt unser Gehirn und die Sinnesorgane. Es hat die Eigenschaften

  • schwer
  • kalt
  • weich
  • ölig
  • süß
  • fest
  • schleimig

Auf den ersten Blick nicht gerade die tollsten Eigenschaften, aber wie Sie sich in Kapha-Persönlichkeiten auswirken, zeigt, wie wichtig ein gesunder Kapha-Anteil für uns ist! Ein zu hohes Kapha ist meistens Ursache eines überlasteten Lymph- und Immunsystems. Typische Symptome sind:

  • Dumpfheit
  • Trägheit
  • Schläfrigkeit
  • Müdigkeit
  • Schweregefühl
  • Appetitlosigkeit und
  • Verdauungsschwäche

Die Kapha-Konstitution

Kapha schenkt uns Schönheit! Große, strahlende, ausdrucksstarke Augen, ein sinnlicher Mund, glatte, straffe Haut, tolle Proportionen – für all das ist Kapha verantwortlich. Kapha-Körper sind gut entwickelt mit eher runden Konturen. Menschen mit hohem Kapha-Anteil zeigen, obwohl sie wenig essen, eine Tendenz zum zunehmen, weil ihr Stoffwechsel – Agni – eher schwach ist. Ihre Haut ist glatt und rein, leicht ölig, die Haar voll und kräftig, mit dunkler Färbung. Sie besitzen eine große Ausstrahlung und Anziehungskraft.

Menschen, die einen hohen Kapha Anteil haben zeichnen sich durch ein starkes Immunsystem aus und werden nicht so schnell krank. Im Umgang mit ihren Mitmenschen sind sie ruhig, gelassen, tolerant und freundlich. Sie sind äußerst belastungsfähig und halten Druck und Stress lange stand, ohne Krank zu werden. Sie sind mental sehr stabil und besitzen die geringste Neigung zu mentalen Störungen.

Kapha – der Fels in der Brandung

Eine Kapha-Person ist geduldig, stark und selbstkontrolliert. Sie gerät nicht schnell aus der Fassung sondern ist aufrichtig, beständig und pflichtbewusst. Auf Kapha-Personen kann man sich 100% verlassen. Sie sind der Fels in der Brandung. Wenn Vata bei Stress ganz nervös und hibbelig wird und Pitta bei zu viel Druck schnell ungehalten und patzig reagiert, bleibt Kapha immer nett, ruhig und freundlich. Sie sprechen langsam und bedacht. Eine Kapha-Persönlichkeit im Arbeitsleben ist immer sehr gründlich, dabei zwar etwas langsam, aber immer folgerichtig. Es sind fürsorgliche und hilfsbereite Menschen, die sehr fundierte Entscheidungen treffen und diese dann diplomatisch aber konsequent vertreten.

Einen Kapha-Menschen um sich zu haben sorgt für Sicherheit, Vertrauen und Stabilität. Sie bringen eine angemessene Ruhe in Hitzige Debatten und nervöse, kreative Überflieger. Es sind Menschen, denen man sich gerne anvertraut, denn sie sind emotional Beständig, Vertrauenswürdig und sehr Loyal. Ihre Zuverlässigkeit und Treue macht sie zu wahren Freunden, auf die man sich immer verlassen kann!

Kapha-Personen sind also sehr beständig – in ihren Entscheidungen und Beziehungen. Haben sie eine Entscheidung einmal getroffen, bleiben sie dabei, komme was da wolle. Sie sind aber auch sehr langsam in ihren Entscheidungen und können auch schonmal als schwerfällig wahrgenommen werden, wenn es um Veränderungen geht. Mit Kapha-Personen muss man also sehr geduldig sein und sie erst vom Sinn einer Veränderung überzeugen.

Typische Erkrankungen bei Kapha

Auch wenn Menschen mit starker Kapha-Dominanz selten krank werden, gibt es doch einige typische Beschwerden, die auftreten können. Weil Kapha leicht an Gewicht zunimmt, durch ein schwaches Agni das nicht gut verstoffwechseln kann – und weil Kapha sehr sehr gerne isst und genießt, nehmen Kapha-Menschen schnell an Gewicht zu. Und leider auch sehr schwer wieder ab. Denn Sport ist nicht das Lieblingshobby dieser Menschen. Kapha Personen sind eher Genussorientiert und lesen lieber ein Buch mit einem Glas Wein, als sich körperlich zu betätigen.

Darum leiden Kapha-Personen auch oft an Diabetes, Übergewicht oder sogar Adipositas. Verdickung von Gefäßen und Ablagerungen in diesen sind typisch für Kapha, ebenso wie die Bildung von Tumoren. Daneben gehören auch alle Formen von Verschleimung zu den Kapha-Erkrankungen, wie Erkältungskrankheiten, Bronchitis, Asthma, schleimiger Husten etc. Kapha neigt auch zu Trägheit, Schläfrigkeit und Unbeweglichtkeit, als Folge von Übergwicht.

Auch Appetitlosigkeit und Kräfteverlust sind klassische Kapha-Symptome, die durch das schwache Agni zu erklären sind. Meistens isst Kapha nämlich zu schwere, ölige Nahrung, die sie eigentlich nicht verstoffwechseln können. Die Nahrung bleibt lange im Magen und wird vom Dünndarm (dem Hauptsitz von Agni) nicht richtig augeschlüsselt. Dadurch kommen die wichtigen Nährstoffe nicht in den Zellen an und Kapha verliert an Vitalität, Ausstrahlung und Immunität (Ojas). Es ist deshalb auch nicht ungewöhnlich, wenn Kapha-Personen nur alle 2-3 Tage auf die Toilette müssen.

Vergleicht man aber die Anzahl an typischen Kapha-Erkrankungen mit denen, der anderen Doshas, haben wir hier die wenigsten – nämlich nur 20 typische Erkrankungen. Bei Pitta sind es immerhin schon 40 und Vata-Menschen haben mit 80 typischen Erkrankungen die weitaus meisten Probleme. Darum sollten wir uns alle freuen, wenn wir einen gesunden und starken Anteil des Kapha-Doshas in uns haben!

Das Pitta-Dosha

Nachdem ich euch bereits das Vata-Dosha hier vorgestellt habe, geht es heute weiter mit dem Pitta-Dosha. Pitta ist in unserem Körper das Energieprinzip, bzw. das Umsetzungsprinzip. Pitta besteht aus dem Element Feuer (Agni) (manchmal wird auch Feuer und Wasser beschrieben) und hat in unserem Körper seinen Hauptsitz im Dünndarm.

Einige der klassischen Texte legen auch nahe, dass Pitta identisch mit Agni ist (z.B. Sushruta Samhita, 21. Kapitel). Unzweifelhaft haben das Pitta Dosha und Agni einige gemeinsame Eigenschaften wie Erzeugung von Wärme, Brennen, Transformation und Oxydation, die typisch für das Feuer sind. Deshalb ist Pitta auch als Antaragni bekannt.

Wie das Vata-Dosha auch, gibt es fünf Pitta-Unterarten, die in Leber, Milz, Magen, den Augen, der Haut und in Herz und Gehirn sitzen. Es hat eine enge Verbindung zu unserem Drüsen- und Enzymsystem – also zum Stoffwechselprinzip im Körper. An jedem seiner Sitze ist Pitta für die Freisetzung von Energie zuständig. In seinem Hauptsitz, dem Dünndarm, sorgt es dafür, dass unsere Nahrung verdaut und aufgespalten werden kann. Im Gehirn und im Herzen erkennen wir Pitta in der Energie unserer Nervenzellen, die „Elektrizität“ erzeugen. Im Auge ist das Pitta dafür verantwortlich, die elektrischen Impulse des Sehnerves zu steuern, damit wir die Welt um uns herum wahrnehmen können. Überall, wo Energie erzeugt und gebraucht wird, um Körpereigene Prozesse zu steuern, ist das feurige Pitta zu finden.

Eigenschaften von Pitta

Dem Pitta-Dosha werden die Eigenschaften heiß, etwas ölig/feucht, flüssig, sauer, penetrierend/plötzlich auftretend, beweglich wie Flüssigkeit und scharf zugeschrieben. Wird Pitta gestört, zeigt sich das schnell in Symptomen des Verdauungstraktes, des Enzym- und des Hormonsystems. Da Pitta und unser Agni (Verdauungsfeuer) eng miteinander verknüpft sind, zeigen sich diese Symptome dann zum Beispiel in Form von

  • Brennen, Sodbrennen
  • Durchfall
  • Fieber
  • Entzündungen aller Art
  • starkes Schwitzen mit strengem Geruch
  • starker Durst auf kaltes
  • Hitzewallungen
  • Hauterkrankungen wie Pigmentstörungen, Akne, Geschwüre der Haut/Schleimhäute

Ein erhöhtes Pitta in Leber und Milz wirkt sich auch auf die Qualität unseres Blutes aus. Typische Beschwerden/Krankheiten sind dann:

  • Hepatitis
  • Blutvergiftungen
  • Gelbfärbung der Haut

Aber auch Sehstörungen und Sehschwäche sich ein Symptom von Pitta-Störungen. Ein zu schwaches Pitta zeigt sich auf der anderen Seite mit einer zu niedrigen Körpertemperatur, Stoffwechsel- und Verdauungsschwäche, aber auch in Blässe und dem Erlöschen des inneren Feuers, der Ausstrahlung und auch der geistigen Energie.

Die Pitta-Konstitution

Wie ihr euch sicher schon denken könnt, sind Pitta-Typen eher von der hitzigen Sorte. Das innere Feuer sorgt dafür, dass sie selten frieren und eher zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen neigen. Ihre Haut ist normalerweise warm, leicht feucht und hat einen rötlichen Schimmer, oft mit Sommersprossen. Pitta-Haut neigt zu Rötungen, Muttermalen, Ekzemen, Akne, Hautunreinheiten und früher Faltenbildung. Pitta-Menschen haben oft blonde oder rötliche Haare, die früh ausfallen und ergrauen. Sie neigen auch eher zu Übersäuerung, Sodbrennen und Mundgeruch.

Das Feuer in ihnen hilft, einen regelmäßigen Stoffwechsel und eine regelmäßige Verdauung aufrecht zu erhalten. Sie haben einen starken Appetit und ständigen Durst. Wenn sich eine Mahlzeit einmal verzögert, können Pitta-Typen schnell sehr gereizt und aggressiv werden. Den Zustand „hanrgy“ (eine Zusammensetzung aus „hungry“ und „angry“), kennen diese Menschen sehr sehr gut!  Ist Pitta zu hoch, neigen diese Typen dann eher zu Durchfall als zu Verstopfungen.

Pitta-Konstitutionen haben ein extrem hohes Energiepotenzial, sind sehr leistungsfähig – körperlich wie geistig – und oft sehr zielstrebig und erfolgreich. Sie haben einen scharfen Verstand, eine schnelle Auffassungsgabe und einen hohen Intellekt. Sie sind außerdem sehr dynamisch, ausdrucksstark und ehrgeizig. Sie sind gute Redner, charismatisch, können gut argumentieren und andere dadurch schnell von sich und ihren Ideen überzeugen. Sie lieben es, zu debattieren und zu diskutieren und werden von anderen dadurch schnell als Verbissen wahrgenommen. Auch der Wunsch, immer Recht zu behalten, ist typisch für Pitta und zieht sich wie ein roter Faden durch private und berufliche Situationen und Gespräche.

Pitta-Typen sind echte „Macher“

Darum ist es nicht verwunderlich, dass Pitta-Menschen oft in Fürhungspositionen, im Management oder im Leistungssport zu finden sind. Pitta-Typen sind echte „Macher“. Sie verfolgen ihre Ziel ehrgeizig und sind sehr handlungsorientiert. Pitta-Menschen sind außerdem gute Führungspersönlichkeiten, die zu ihren einmal getroffenen Entscheidungen stehen und auch die Konsequenzen tragen. Sie sind freundlich zu Kollegen und Mitarbeitern, fordern aber auch Leistungsbereitschaft, Gehorsam, Autorität und Anerkennung für Ihre Leistungen ein.

Ihr Ehrgeiz kann aber auch schnell ins negative abrutschen und sie neigen dann eher dazu, zu selbst-zentriert und egoistisch zu handeln und auch Wutausbrüche finden wir hier öfter als bei den anderen Doshas. Pitta-Menschen beruhigen sich aber meistens genau so schnell wieder, wie sie sich aufgeregt haben. In stressigen Situationen fühlen sich diese Menschen meistens sicher und kraftvoll und erledigen ihre Aufgaben zuverlässig.

Trotzdem neigen gerade diese Menschen dazu, ihr (körperliches) Potenzial zu überschätzen, sich zu viel aufzuladen und generell zu perfektionistisch zu sein und merken dabei oft nicht, dass sie sich verausgaben und dann auch schnell „ausbrennen“ (Stichwort „Burnout“). Wenn etwas nicht so klappt, wie sie es sich vorstellen, dann reagieren Pitta-Konstitutionen schnell mit Ungeduld und auch Intoleranz sich selbst und anderen gegenüber, was schnell zu Konfliktsituationen führen kann.

Auch wenn ihre Körperkraft nur durchschnittlich ausgeprägt ist, machen Sie das durch pure Willenskraft und Ehrgeiz wett und sind nur schwer zu bezwingen, da sie sich körperlich eher vollständig verausgaben, als aufzugeben. Entspannung finden und suchen diese Typen – nicht verwunderlich – in sportlichen Aktivitäten und durch Bewegung.

Doch gerade für diesen Dosha-Typ ist Mäßigung ein großes Stichwort, denn übersteigerter Ehrgeiz, Leistungsdruck, Perfektionismus und zu viel Sport erhöhen das innere Feuer zusätzlich und verschlimmern die oben genannten Symptome oder führen erst zu den Pitta typischen Krankheiten. Entspannung und einfach mal „abschalten“, ist für Pitta-Menschen darum extrem wichtig. In der Ernährung sollten Pitta-Typen süße, bittere und zusammenziehende Nahrungsmittel bevorzugen. Zu scharfes, salziges und saures Essen sollten hingegen eher gemieden werden.