Ayurveda Ernährung im Sommer

Vielleicht weißt du schon, dass die drei Bioenergien Vata, Pitta und Kapha nicht nur in jedem Menschen wirken, sondern auch in den verschiedenen Jahreszeiten aktiv sind. Gerade befinden wir uns mitten in der Pitta-Zeit, die im Juni startet. Die Temperaturen steigen, wir sehnen uns nach Abkühlung, kalten Getränken und leichtem Essen. Je heißer es draußen wird, desto stärker wird auch das Pitta in uns. Wir schwitzen mehr, neigen eventuell mehr zu Entzündungen oder dem ein oder anderen Wutausbruch und sind ungeduldiger und leicht reizbar. All das sind Zeichen dafür, dass dein Pitta im Sommer aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Zum Glück hält der Ayurveda aber sehr viele Tipps für uns bereit, wie wir die Pitta-Energien im Sommer ausgleichen können!

Die richtige Ernährung im Sommer

Weil im Ayurveda das Prinzip Gleiches vermehrt Gleiches und Gegensätze gleichen sich aus gilt, ist die ayurvedische Ernährung im Sommer auf Kühlung ausgelegt.

Doch Kühlung meint nicht eiskalte Getränke mit Eiswürfeln und Eis von Morgens bis Abends. Auch im Sommer sollte wir immer noch gekocht und leicht verdauliche Mahlzeiten bevorzugen, da unsere Verdauungskraft im Sommer durch die Hitze eher schwach ist. Kippen wir dann noch Literweise kalte Getränke und Eis in uns hinein, erlischt unser Verdauungsfeuer komplett. Es gibt aber sehr viele Lebensmittel, die uns im Sommer die erwünschte Abkühlung verschaffen und Agni – unser Verdauungsfeuer – nicht belasten.

Lebensmittel für den Sommer

Diese Lebensmittel sollten im Idealfall die im Sommer vorherrschenden Pitta-Eigenschaften heiß, scharf, durchdringend, leicht ölig und flüssig ausgleichen. Die Geschmacksrichtungen die sich dafür gut eignen sind süß, bitter und zusammenziehend. Dagegen sollten wir besonders die Geschmacksrichtungen sauer, scharf und salzig meiden, da sie das Feuer in uns eher noch anheizen.

Es ist also kein Wunder, dass viele von uns jetzt im Sommer wieder mehr Appetit auf Salate, leichte Gemüsegerichte und Co. haben. Lebensmittel, die viel Flüssigkeit enthalten wie Melonen, süßes Obst und Gurken sind gerade bei uns allen hoch im Kurs und sie alle wirken kühlend auf den Körper.

Gerade die grünen und bitteren Gemüsesorten und Blattgemüse wie Fenchel, Zucchini, Spinat, Mangold, aber auch Chicorée und Radicchio sind im Sommer ideal, um die Pitta-Energien in uns auszugleichen.

Weitere empfehlenswerte Lebensmittel im Sommer sind auch Kokos, und bittere, kühlende Kräuter und Gewürze wie Minze, Koriander, Kardamom und Fenchel. Aber auch Safran, Kurkuma, Basilikum und Dill sind tolle Gewürze für den Sommer.

Die drei Hauptmahlzeiten im Sommer

Zum Frühstück kannst du also mit einem lauwarmen Porridge, etwas süßem Obst oder nur warmen Wasser beginnen, wenn du weniger Hunger hast. Rohes Obst solltest du aber lieber nur alleine und nicht zusammen mit anderen Lebensmitteln essen. Für dein Porridge kannst du es kurz andünsten, um es besser verdaulich zu machen.

Das Mittagsessen sollte auch im Sommer deine Hauptmahlzeit sein. Jetzt kannst du gut auf etwas Rohkost zurückgreifen und dazu leichte Gerichte mit Getreide, Gemüse und ein paar Hüslenfrüchten kombinieren. Achte darauf, dass deine Portion nicht zu groß ist, denn das schwächt dein Agni wieder.

Zum Abendessen solltest du auf jeden Fall Rohkost, Milchprodukte, aber auch Fleisch vermeiden. Ab und an im Sommer Abends zu grillen ist natürlich nicht schlimm, aber für deine Verdauung ist ein leichtes, vegetarisches Gericht viel besser verträglich! Auch frittiertes, sehr saure oder scharfe Speisen sind im Sommer nicht ideal, da sie dein Pitta zusätzlich anheizen. Auch im Sommer empfiehlt der Ayurveda Suppen oder gedünstetes Gemüse. Suppen solltest du im Sommer gut abkühlen lassen.

 Ein leckeres Sommerrezept für ein Kartoffel-Mangold-Curry mit Kokos-Chutney und Kichererbsen-Crêpes findest zu zum Beispiel auf meinem Blog Apple and Ginger. 

Weitere Tipps für den Sommer:

  1. Um gut durch den Sommer zu kommen, sollten wir die heißesten Stunden des Tages in kühlen Räumen verbringen und ausreichend Wasser trinken. Achte darauf, dass es nicht eisgekühlt ist und bevorzuge lieber Wasser bei Zimmertemperatur. Besonders lecker schmeckt dein Wasser mit etwas Minze und Gurke!
  2. Verzichte lieber auf anredende Substanzen wie Alkohol, Kaffee, schwarzen Tee, aber auch Chili und zu viel Ingwer. Diese erhöhen Pitta.
  3. Integriere entspannende Sportarten wie Schwimmen, Yoga, entspannte Radtouren oder Spazierengehen im Wald und vermeide die Mittagshitze. Morgens und Abends sind jetzt die besten Zeiten für Sport.
  4. Kokosöl, Rosenwasser und Aloe Vera helfen, uns von Innen und Außen zu kühlen. Versuche doch mal, dir ein kühlendes Massageöl aus diesen Drei Komponenten zu machen!

 

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und Anwenden der obigen Tipps und Tricks! Wenn du mehr wissen möchtest oder Hilfe bei der Umsetzung brauchst, du weißt wo du mich findest 🙂

Deine Jana

 

 

 

 

Unverträgliche Kombinationen von Lebensmitteln

Beim ayurvedischen Kochen kommt es neben den Zutaten und vielen Gewürzen auch und vor allem auf deren Kombination und den Zeitpunkt an, wann wir was essen! Das Wissen um die richtige Kombination der Nahrungsmittel wird im Ayurveda Samyoga genannt. Samyoga ist einer von 8 Faktoren die darüber bestimmen, wie gut wir Nahrung verdauen und verstoffwechseln können! Dieser dritte Faktor entscheidet wesentlich darüber, ob wir krank werden oder nicht. Denn es gibt Lebensmittel-Kombinationen, die zusammen nicht verdaut werden können und dann Ama erzeugen.
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Ama sind unverdaute Stoffwechselprodukte, die im Körper verbleiben, und uns auf lange Sicht krank machen. Das bedeutet, dass Teile der Nahrung nicht ausreichend verdaut wurden und nun den Organismus toxisch belastet. Ama ist die Hauptursache aller Krankheiten, so zum Beispiel der typischen Ama-Erkrankungen wie Rheuma, Akne oder Darmpilze. 

Um das zu vermeiden gibt es Kombinationen von Lebensmitteln, die nicht zusammen gegessen werden sollten: 

  • Milch: Am besten alleine einnehmen und keinesfalls gemeinsam mit Saurem und Salzigem, Fleisch, Fisch, Obst, Knoblauch, Rettich, Granatäpfeln, Blattgemüse, Senf, Sesamsamen oder Bananen kombinieren. 
  • Fleisch, Fisch und Eier nicht zusammen essen
  • Fleisch und Fisch nicht mit Honig, Sesam, Milch, Rettich, Zuckerrohrprodukten oder Sprosse kombinieren 
  • Fisch nicht mit Banane, Joghurt und Buttermilch kombinieren 
  • Eier nicht mit Milch, Joghurt, Melone, Käse, Früchten und Kartoffel kombinieren 
  • Honig und Ghee oder Honig und Wasser nie zu gleichen Teilen mischen 
  • Frische Früchte nur alleine verzehren und am besten nicht mit gekochten Speisen kombinieren 
  • Keine kalten Getränke zu heißem Essen 
  • Keine kalten Speisen mit sehr heißen Speisen 

Das sind auf den ersten Blick ziemlich viele, aber eigentlich muss man nur ein paar wichtige Grundregeln beachten, um Gesund zu bleiben. So sollten wir Milch (ich rede hier ausschließlich von Kuhmilch) immer alleine zu uns nehmen, zum Beispiel als Goldene Milch zum Frühstück oder als Nachmittagssnack. Unser Müsli oder besser noch den Porridge kochen wir in der Ayurvedischen Küche daher IMMER mit Pflanzendrinks.

Auch der Latte Macchiato, Cappuccino oder Milchkaffee zum Frühstücksbrot mit Käse und Ei, oder zum Obstsalat fällt dann leider weg!

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, das man tierische Produkte generell nicht untereinander kombinieren sollten. Also weder Fisch mit Fleisch, Eiern oder anderen Milchprodukten. Unser deutsches Frühstück ist also wirklich stark Ama-erzeugend, wenn wir an Wurst- und Käsebrötchen mit Eiern und Kaffee mit Milch denken. Veganer haben hier natürlich deutliche Vorteile, da in ihrem Speiseplan keine tierischen Produkte vorkommen. Aber auch die nicht-veganer unter euch können mit einfachen Regeln gesunde Kombinationen essen. Tauscht zum Beispiel den Käse gegen Hummus, Avocado oder einen Gemüseaufstrich aus! Oder esst euer Käsebrötchen einfach alleine – ohne Eier, Wurst oder andere tierische Milchprodukte.

Auch kalte und heiße Speisen / Getränke sollten wir nicht kombinieren, da sie unser Verdauungsfeuer Agni schwächen und wir die aufgenommene Nahrung dann nicht mehr verstoffwechseln können. Auf lange Sicht führt das zu Nährstoffmangel und wir fühlen uns schlapp, müde, unser Immunsystem wird schwächer und wir werden häufiger Krank.

Das Kapha-Dosha

Nachdem ich euch bereits das Vata und das Pitta Dosha vorgestellt habe, möchte ich euch heute mehr über das viel zu unterschätze dritte Dosha im Ayurveda erzählen: das Kapha Dosha. Dieses Dosha ist völlig zu Unrecht extrem unbeliebt in unserer modernen, westlichen Gesellschaft. Es wird häufig auf ein Merkmal reduziert, das bei uns einfach nicht beliebt ist: Kapha-Personen neigen häufig zu Übergewicht und nehmen schnell an Gewicht zu. Die vielen anderen, sehr wichtigen und positiven Eigenschaften werden da gerne mal ignoriert. Völlig zu Unrecht, wie ich finde! Darum möchte ich euch heute dieses tolle Dosha und die Eigenschaften näher bringen.

Die Eigenschaften von Kapha

Das Kapha Dosha besteht aus den Elementen Erde und Wasser und ist das stabilisierende Prinzip im Ayurveda. Kapha ist mit unserem Lymph- und Immunsystem verbunden und hat über das Skelett und die Zellstruktur Anteile an der Formbildung unseres Körpers. Es hat seinen Hauptsitz oberhalb des Herzens im Oberkörper. Wie beim Vata und Pitta Dosha auch, gibt es 5 Unterarten von Kapha – im Brustkorb, im Magen, auf der Zunge, im Kopf und in den Gelenken. Kapha schenkt und Festigkeit, Stabilität und schütz und nährt unser Gehirn und die Sinnesorgane. Es hat die Eigenschaften

  • schwer
  • kalt
  • weich
  • ölig
  • süß
  • fest
  • schleimig

Auf den ersten Blick nicht gerade die tollsten Eigenschaften, aber wie Sie sich in Kapha-Persönlichkeiten auswirken, zeigt, wie wichtig ein gesunder Kapha-Anteil für uns ist! Ein zu hohes Kapha ist meistens Ursache eines überlasteten Lymph- und Immunsystems. Typische Symptome sind:

  • Dumpfheit
  • Trägheit
  • Schläfrigkeit
  • Müdigkeit
  • Schweregefühl
  • Appetitlosigkeit und
  • Verdauungsschwäche

Die Kapha-Konstitution

Kapha schenkt uns Schönheit! Große, strahlende, ausdrucksstarke Augen, ein sinnlicher Mund, glatte, straffe Haut, tolle Proportionen – für all das ist Kapha verantwortlich. Kapha-Körper sind gut entwickelt mit eher runden Konturen. Menschen mit hohem Kapha-Anteil zeigen, obwohl sie wenig essen, eine Tendenz zum zunehmen, weil ihr Stoffwechsel – Agni – eher schwach ist. Ihre Haut ist glatt und rein, leicht ölig, die Haar voll und kräftig, mit dunkler Färbung. Sie besitzen eine große Ausstrahlung und Anziehungskraft.

Menschen, die einen hohen Kapha Anteil haben zeichnen sich durch ein starkes Immunsystem aus und werden nicht so schnell krank. Im Umgang mit ihren Mitmenschen sind sie ruhig, gelassen, tolerant und freundlich. Sie sind äußerst belastungsfähig und halten Druck und Stress lange stand, ohne Krank zu werden. Sie sind mental sehr stabil und besitzen die geringste Neigung zu mentalen Störungen.

Kapha – der Fels in der Brandung

Eine Kapha-Person ist geduldig, stark und selbstkontrolliert. Sie gerät nicht schnell aus der Fassung sondern ist aufrichtig, beständig und pflichtbewusst. Auf Kapha-Personen kann man sich 100% verlassen. Sie sind der Fels in der Brandung. Wenn Vata bei Stress ganz nervös und hibbelig wird und Pitta bei zu viel Druck schnell ungehalten und patzig reagiert, bleibt Kapha immer nett, ruhig und freundlich. Sie sprechen langsam und bedacht. Eine Kapha-Persönlichkeit im Arbeitsleben ist immer sehr gründlich, dabei zwar etwas langsam, aber immer folgerichtig. Es sind fürsorgliche und hilfsbereite Menschen, die sehr fundierte Entscheidungen treffen und diese dann diplomatisch aber konsequent vertreten.

Einen Kapha-Menschen um sich zu haben sorgt für Sicherheit, Vertrauen und Stabilität. Sie bringen eine angemessene Ruhe in Hitzige Debatten und nervöse, kreative Überflieger. Es sind Menschen, denen man sich gerne anvertraut, denn sie sind emotional Beständig, Vertrauenswürdig und sehr Loyal. Ihre Zuverlässigkeit und Treue macht sie zu wahren Freunden, auf die man sich immer verlassen kann!

Kapha-Personen sind also sehr beständig – in ihren Entscheidungen und Beziehungen. Haben sie eine Entscheidung einmal getroffen, bleiben sie dabei, komme was da wolle. Sie sind aber auch sehr langsam in ihren Entscheidungen und können auch schonmal als schwerfällig wahrgenommen werden, wenn es um Veränderungen geht. Mit Kapha-Personen muss man also sehr geduldig sein und sie erst vom Sinn einer Veränderung überzeugen.

Typische Erkrankungen bei Kapha

Auch wenn Menschen mit starker Kapha-Dominanz selten krank werden, gibt es doch einige typische Beschwerden, die auftreten können. Weil Kapha leicht an Gewicht zunimmt, durch ein schwaches Agni das nicht gut verstoffwechseln kann – und weil Kapha sehr sehr gerne isst und genießt, nehmen Kapha-Menschen schnell an Gewicht zu. Und leider auch sehr schwer wieder ab. Denn Sport ist nicht das Lieblingshobby dieser Menschen. Kapha Personen sind eher Genussorientiert und lesen lieber ein Buch mit einem Glas Wein, als sich körperlich zu betätigen.

Darum leiden Kapha-Personen auch oft an Diabetes, Übergewicht oder sogar Adipositas. Verdickung von Gefäßen und Ablagerungen in diesen sind typisch für Kapha, ebenso wie die Bildung von Tumoren. Daneben gehören auch alle Formen von Verschleimung zu den Kapha-Erkrankungen, wie Erkältungskrankheiten, Bronchitis, Asthma, schleimiger Husten etc. Kapha neigt auch zu Trägheit, Schläfrigkeit und Unbeweglichtkeit, als Folge von Übergwicht.

Auch Appetitlosigkeit und Kräfteverlust sind klassische Kapha-Symptome, die durch das schwache Agni zu erklären sind. Meistens isst Kapha nämlich zu schwere, ölige Nahrung, die sie eigentlich nicht verstoffwechseln können. Die Nahrung bleibt lange im Magen und wird vom Dünndarm (dem Hauptsitz von Agni) nicht richtig augeschlüsselt. Dadurch kommen die wichtigen Nährstoffe nicht in den Zellen an und Kapha verliert an Vitalität, Ausstrahlung und Immunität (Ojas). Es ist deshalb auch nicht ungewöhnlich, wenn Kapha-Personen nur alle 2-3 Tage auf die Toilette müssen.

Vergleicht man aber die Anzahl an typischen Kapha-Erkrankungen mit denen, der anderen Doshas, haben wir hier die wenigsten – nämlich nur 20 typische Erkrankungen. Bei Pitta sind es immerhin schon 40 und Vata-Menschen haben mit 80 typischen Erkrankungen die weitaus meisten Probleme. Darum sollten wir uns alle freuen, wenn wir einen gesunden und starken Anteil des Kapha-Doshas in uns haben!

Das Pitta-Dosha

Nachdem ich euch bereits das Vata-Dosha hier vorgestellt habe, geht es heute weiter mit dem Pitta-Dosha. Pitta ist in unserem Körper das Energieprinzip, bzw. das Umsetzungsprinzip. Pitta besteht aus dem Element Feuer (Agni) (manchmal wird auch Feuer und Wasser beschrieben) und hat in unserem Körper seinen Hauptsitz im Dünndarm.

Einige der klassischen Texte legen auch nahe, dass Pitta identisch mit Agni ist (z.B. Sushruta Samhita, 21. Kapitel). Unzweifelhaft haben das Pitta Dosha und Agni einige gemeinsame Eigenschaften wie Erzeugung von Wärme, Brennen, Transformation und Oxydation, die typisch für das Feuer sind. Deshalb ist Pitta auch als Antaragni bekannt.

Wie das Vata-Dosha auch, gibt es fünf Pitta-Unterarten, die in Leber, Milz, Magen, den Augen, der Haut und in Herz und Gehirn sitzen. Es hat eine enge Verbindung zu unserem Drüsen- und Enzymsystem – also zum Stoffwechselprinzip im Körper. An jedem seiner Sitze ist Pitta für die Freisetzung von Energie zuständig. In seinem Hauptsitz, dem Dünndarm, sorgt es dafür, dass unsere Nahrung verdaut und aufgespalten werden kann. Im Gehirn und im Herzen erkennen wir Pitta in der Energie unserer Nervenzellen, die „Elektrizität“ erzeugen. Im Auge ist das Pitta dafür verantwortlich, die elektrischen Impulse des Sehnerves zu steuern, damit wir die Welt um uns herum wahrnehmen können. Überall, wo Energie erzeugt und gebraucht wird, um Körpereigene Prozesse zu steuern, ist das feurige Pitta zu finden.

Eigenschaften von Pitta

Dem Pitta-Dosha werden die Eigenschaften heiß, etwas ölig/feucht, flüssig, sauer, penetrierend/plötzlich auftretend, beweglich wie Flüssigkeit und scharf zugeschrieben. Wird Pitta gestört, zeigt sich das schnell in Symptomen des Verdauungstraktes, des Enzym- und des Hormonsystems. Da Pitta und unser Agni (Verdauungsfeuer) eng miteinander verknüpft sind, zeigen sich diese Symptome dann zum Beispiel in Form von

  • Brennen, Sodbrennen
  • Durchfall
  • Fieber
  • Entzündungen aller Art
  • starkes Schwitzen mit strengem Geruch
  • starker Durst auf kaltes
  • Hitzewallungen
  • Hauterkrankungen wie Pigmentstörungen, Akne, Geschwüre der Haut/Schleimhäute

Ein erhöhtes Pitta in Leber und Milz wirkt sich auch auf die Qualität unseres Blutes aus. Typische Beschwerden/Krankheiten sind dann:

  • Hepatitis
  • Blutvergiftungen
  • Gelbfärbung der Haut

Aber auch Sehstörungen und Sehschwäche sich ein Symptom von Pitta-Störungen. Ein zu schwaches Pitta zeigt sich auf der anderen Seite mit einer zu niedrigen Körpertemperatur, Stoffwechsel- und Verdauungsschwäche, aber auch in Blässe und dem Erlöschen des inneren Feuers, der Ausstrahlung und auch der geistigen Energie.

Die Pitta-Konstitution

Wie ihr euch sicher schon denken könnt, sind Pitta-Typen eher von der hitzigen Sorte. Das innere Feuer sorgt dafür, dass sie selten frieren und eher zu Hitzewallungen und starkem Schwitzen neigen. Ihre Haut ist normalerweise warm, leicht feucht und hat einen rötlichen Schimmer, oft mit Sommersprossen. Pitta-Haut neigt zu Rötungen, Muttermalen, Ekzemen, Akne, Hautunreinheiten und früher Faltenbildung. Pitta-Menschen haben oft blonde oder rötliche Haare, die früh ausfallen und ergrauen. Sie neigen auch eher zu Übersäuerung, Sodbrennen und Mundgeruch.

Das Feuer in ihnen hilft, einen regelmäßigen Stoffwechsel und eine regelmäßige Verdauung aufrecht zu erhalten. Sie haben einen starken Appetit und ständigen Durst. Wenn sich eine Mahlzeit einmal verzögert, können Pitta-Typen schnell sehr gereizt und aggressiv werden. Den Zustand „hanrgy“ (eine Zusammensetzung aus „hungry“ und „angry“), kennen diese Menschen sehr sehr gut!  Ist Pitta zu hoch, neigen diese Typen dann eher zu Durchfall als zu Verstopfungen.

Pitta-Konstitutionen haben ein extrem hohes Energiepotenzial, sind sehr leistungsfähig – körperlich wie geistig – und oft sehr zielstrebig und erfolgreich. Sie haben einen scharfen Verstand, eine schnelle Auffassungsgabe und einen hohen Intellekt. Sie sind außerdem sehr dynamisch, ausdrucksstark und ehrgeizig. Sie sind gute Redner, charismatisch, können gut argumentieren und andere dadurch schnell von sich und ihren Ideen überzeugen. Sie lieben es, zu debattieren und zu diskutieren und werden von anderen dadurch schnell als Verbissen wahrgenommen. Auch der Wunsch, immer Recht zu behalten, ist typisch für Pitta und zieht sich wie ein roter Faden durch private und berufliche Situationen und Gespräche.

Pitta-Typen sind echte „Macher“

Darum ist es nicht verwunderlich, dass Pitta-Menschen oft in Fürhungspositionen, im Management oder im Leistungssport zu finden sind. Pitta-Typen sind echte „Macher“. Sie verfolgen ihre Ziel ehrgeizig und sind sehr handlungsorientiert. Pitta-Menschen sind außerdem gute Führungspersönlichkeiten, die zu ihren einmal getroffenen Entscheidungen stehen und auch die Konsequenzen tragen. Sie sind freundlich zu Kollegen und Mitarbeitern, fordern aber auch Leistungsbereitschaft, Gehorsam, Autorität und Anerkennung für Ihre Leistungen ein.

Ihr Ehrgeiz kann aber auch schnell ins negative abrutschen und sie neigen dann eher dazu, zu selbst-zentriert und egoistisch zu handeln und auch Wutausbrüche finden wir hier öfter als bei den anderen Doshas. Pitta-Menschen beruhigen sich aber meistens genau so schnell wieder, wie sie sich aufgeregt haben. In stressigen Situationen fühlen sich diese Menschen meistens sicher und kraftvoll und erledigen ihre Aufgaben zuverlässig.

Trotzdem neigen gerade diese Menschen dazu, ihr (körperliches) Potenzial zu überschätzen, sich zu viel aufzuladen und generell zu perfektionistisch zu sein und merken dabei oft nicht, dass sie sich verausgaben und dann auch schnell „ausbrennen“ (Stichwort „Burnout“). Wenn etwas nicht so klappt, wie sie es sich vorstellen, dann reagieren Pitta-Konstitutionen schnell mit Ungeduld und auch Intoleranz sich selbst und anderen gegenüber, was schnell zu Konfliktsituationen führen kann.

Auch wenn ihre Körperkraft nur durchschnittlich ausgeprägt ist, machen Sie das durch pure Willenskraft und Ehrgeiz wett und sind nur schwer zu bezwingen, da sie sich körperlich eher vollständig verausgaben, als aufzugeben. Entspannung finden und suchen diese Typen – nicht verwunderlich – in sportlichen Aktivitäten und durch Bewegung.

Doch gerade für diesen Dosha-Typ ist Mäßigung ein großes Stichwort, denn übersteigerter Ehrgeiz, Leistungsdruck, Perfektionismus und zu viel Sport erhöhen das innere Feuer zusätzlich und verschlimmern die oben genannten Symptome oder führen erst zu den Pitta typischen Krankheiten. Entspannung und einfach mal „abschalten“, ist für Pitta-Menschen darum extrem wichtig. In der Ernährung sollten Pitta-Typen süße, bittere und zusammenziehende Nahrungsmittel bevorzugen. Zu scharfes, salziges und saures Essen sollten hingegen eher gemieden werden.

Das Vata-Dosha

Ich hatte euch ja versprochen, euch mehr zu den einzelnen Doshas im Ayurveda zu erzählen. Heute fange ich damit direkt mal an und stelle euch das Vata-Dosha genauer vor. Vorher aber noch ein paar einleitende Worte zum Konzept der Doshas im Ayurveda.

Die Doshas gehören zu den funktionellen Komponenten des Körpers. Sie sind das vermittelnde Prinzip zwischen unserem grobstofflichen Körper und dem feinstofflichem Geist. Das vermittelnde Prinzip wird „Tridosas“ (die drei Doshas) genannt. Es sind also suptile, nicht direkt wahrnehmbare Kräfte die in jedem von uns wirken und die in der Lage sind, bestimmte Eigenschaften und Funktionen im Körper hervorzurufen. Sie setzten sich zusammen aus den fünf Elementen Wasser, Feuer, Luft, Äther/Raum und Erde. Es werden die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha unterschieden, die auf der körperlichen Ebene die Repräsentanten der fünf Elemente sind. In jedem Dosha gibt es verschiedene Element-Dominanzen, aber sie bestehen immer alle aus allen fünf Elementen. Die individuelle Zusammensetzung der drei Doshas in unserem Körper ist das Prinzip der Ayurvedischen Konstitution, welches ich hier bereits beschrieben habe.

Die Eigenschaften von Vata

Vata bezeichnet im Ayurveda das Bewegungsprinzip im menschlichen Körper und besteht aus den Elementen Äther und Luft. Das Vata-Prinzip ist also Luftigkeit und Beweglichkeit. Jedem Dosha können auch bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden.  Für Vata sind das

  • leicht
  • trocken
  • kalt
  • feinstofflich
  • beweglich
  • nicht-schleimig
  • rau

Der Hauptsitz von Vata in unserem Körper ist der Dickdarm. Außerdem ist Vata auch eng mit unserem Nervensystem verbunden. Es gibt wie bei den anderen beiden Doshas auch, fünf Unterarten von Vata, die für unterschiedliche Aufgaben in unserem Körper zuständig sind. Ohne hier ins Detail zu gehen, sind die Unterarten von Vata grundsätzlich für jede Art von Bewegung, für unseren Intellekt und das Bewusstsein in unserem Körper zuständig. Darum werden sie auch als die „Vayus“ (Körperwinde) beschrieben.

Typische Vata-Beschwerden

Gerät Vata aus dem Gleichgewicht, sind typische Symptome darum stark mit unserer Verdauung, unserem Bewegungsapparat und unserm Nervensystem verbunden. Das können Schmerzen aller Art sein, Neurologische Störungen wie Lähmungen, Empfindungsstörungen, Trockenheit aller Art (Haut, Schleimhäute, trockener Stuhl, Steifheit der Gelenke) sowie Unruhe und Schlaflosigkeit. Zu typischen Vata Problemen zählen auch Verstopfungen und Blähungen.

Weil Vata sehr beweglich ist und schnell aus dem Gleichgewicht gerät, können dadurch auch die anderen Doshas schneller aus dem Gleichgewicht geraten und sich Pitta- oder Kapha-Symptome massiv verschlechtern. Darum beginnt man in der Therapie, wenn mehr als ein Dosha im Ungleichgewicht ist, meistens mit einer Regulation von Vata.

Die Vata-Konstitution

Vata-Konstitutionen sind meistens sehr feingliedrig und sensibel. Man erkennt sie ein einem sehr schmalen Körperbau, der kaum oder gar nicht an Gewicht zunimmt. Sie haben eine eher dunkle und matte Hautfärbung, die eher trocken ist und auch ihre Haare sind eher dunkel, neigen zu Trockenheit und sind eher fein und spröde.

Vata-Persönlichkeiten sind sehr kreativ und künstlerisch veranlagt. Durch die Beweglichkeit sind Vata-Menschen Geistig sehr aktiv und haben viele verschiedene Interessen, die sich auch schnell verändern können. Sie neigen eher zu Sprunghaftigkeit und sprühen nur so vor Ideen, die aber nur selten wirklich in die Tat umgesetzt werden.

Solche Menschen neigen dazu, geistig und körperlich immer aktiv zu sein und sich schwer entspannen zu können. Sie müssen sich ständig bewegen und sind darum eher zappelig. Vata-Konstitutionen sind sehr Stress-Empfindlich/-Empfänglich, da sie so sensibel sind. Auf Stress, falsche Nahrung und innere Anspannung reagieren sie darum quasi sofort mit Schlaflosigkeit, Blähungen und Verstopfungen. Ihr Appetit ist von Natur aus eher unregelmäßig.

Personen mit einem hohen Vata Anteil sind aufgrund ihrer sensiblen und feingliedrigen Konstitution nicht so widerstandsfähig und fangen sich schneller Infektionen ein als andere Menschen. Ihr Immunsystem ist nicht so stark und sie reagieren besonders empfindlich auf Kälte und Wind. Ständig kalte Füße und/oder Hände sind ein typisches Merkmal für Vata-Konstitutionen.

Was ihnen körperlich eher fehlt, machen Vata-Persönlichkeiten durch ihr offenes Wesen, ihre gute Kommunikationsfähigkeit, ihren Ideenreichtum und ihre Kreativität wett. Ihr Geist arbeitet schnell, weshalb sie oft schnell reden und auch schnell von einem Thema zum anderen springen. Vata-Persönlichkeiten sind sehr Begeisterungsfähig und haben große Freude daran, neue Dinge kennenzulernen. Wie oben schon geschrieben, laden sie sich aber auch gerne zu viel auf einmal auf und verzetteln sich dann oder sind schnell überfordert mit ihren ganzen Aufgaben. Langeweile kennen Vata-Menschen hingegen nicht!

Typisch für Vata-Konstitutionen ist auch ihre Vorliebe zu künstlerischen und spirituellen Themen. Sie können sich schnell auf andere Menschen, Kulturen und Religionen einlassen und finden sehr schnell Anschluss an neue Gruppen, auch wenn sie eher weniger Freunde bzw. oft wechselnde Beziehungen haben. Sie haben eine exzellente Vorstellungskraft und eine schnelle Auffassungsgabe. Typische Berufe für Vata-Personen sind darum im künstlerischen und kreativen Bereich zu finden.

Auf mentaler Ebene neigen Vata-Menschen zu Sorgen und Ängsten. Das sich unaufhörlich drehende Gedankenkarussell ist typisch für Vata. Sie leiden häufig an Energiemangel und Verdauungsbeschwerden. Typische Symptome bzw. Ticks sind auch (Kopf)Schmerzen, Tinnitus, Schlafmangel, Zähneknirschen und Nägelkauen. Weil Vata-Typen aufgrund der Elemente Luft und Äther schnell aus dem Gleichgewicht geraten, sind besonders für Vata-Typen feste Routinen, Entspannungsübungen wie Meditation oder Yoga und warme, leicht verdauliche Nahrungsmittel besonders wichtig.

Die ayurvedische Konstitution

Vielleicht habt ihr bereits von den drei Doshas im Ayurveda gehört und einige fragen sich sicher, was genau ich damit immer meine, wenn ich von Kapha, Pitta und Vata spreche. Darum möchte ich euch die drei Doshas einmal einzeln vorstellen. Heute möchte ich euch aber zuerst etwas über das zentrale Konzept im Ayurveda erzählen! Unsere individuelle Konstitution und warum sie so wichtig für eine gesunde Lebensweise ist.

 

Konstitution im Ayrveda – die drei Doshas

Unsere Konstitution beschreibt die Veranlagung von uns Menschen: Hat man starke Nerven oder ist eher nervös und hibbelig? Hat man eine gute  Verdauung oder neigt man zu Verstopfungen oder Durchfall? Ist man ein Stubenhocker, der seine immer gleichen Routinen braucht oder jemand, der immer neue Herausforderungen sucht? All das wird im Ayurveda durch die drei Doshas – unsere Konstitution beschrieben.

Dabei hat jeder von uns eine ganz eigene, individuelle Konstitution – also die individuelle Manifestation der drei Doshas im Körper. Wie alles auf dieser Welt bestehen wir Menschen aus den fünf Elementen Wasser, Erde, Luft, Feuer und Äther/Raum. Aus diesen fünf Elementen setzten sich auch die 3 Doshas zusammen: Vata aus Luft und Äther, Pitta aus Feuer und Kapha aus Erde und Wasser.

Es sind also biologische Kräfte, die unseren gesamten Organismus auf einer strukturellen und funktionalen Ebene steuern. In welchem Verhältnis sich Vata, Pitta und Kapha in unserem Körper manifestieren, ist bei jedem Menschen unterschiedlich und es sind IMMER alle drei Doshas in jedem Menschen wirksam! Bei einigen ist ein einziges Dosha dominant – was aber selten vorkommt – bei anderen sind zwei der drei Doshas ungefähr gleich dominant. Das trifft für die meisten von uns zu. Ganz selten kommt es vor, dass alle drei Doshas in einem ausgewogenen Verhältnis sind. Menschen mit einer Tridosha-Konstitution sind besonders ausgeglichen.

 

Gesundheit vs. Krankheit – Pakriti und Vikriti

Das einzigartige Verhältnis der Doshas in uns wird bereits bei unserer Geburt festgelegt und ist unveränderlich. Verhalten wir uns entsprechend unserer Konstitution, dann sind unsere Doshas im Gleichgewicht, so wie es bei unserer Geburt festgelegt wurde. Wir sind gesund. Diesen Zustand nennt man im Ayurveda Pakriti.

Führen wir aber ein Leben, dass sich mit unserer individuellen Konstitution nicht verträgt, geraten unsere Doshas schnell aus dem Gleichgewicht und wir werden irgendwann krank. Dieser Zustand wird im Ayurveda Vikriti genannt. Ziel einer Ayurveda Beratung ist es dann, durch Änderungen der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, die Pakriti wiederherzustellen. Das schafft Ayurveda mit rund 80% der durch ungünstige Lebensgewohnheiten hervorgerufenen Krankheiten! Das ist echt eine Menge.

Doch wie schaffen wir es nun, gesund zu bleiben? Unsere Konstitution gibt uns auch Auskunft darüber, zu welchen Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten jemand typischer Weise neigt, für welche Krankheiten er potentiell anfällig ist und wo seine Stärken und Schwächen liegen. Für die Therapie ist die Konstitution also von besonderer Bedeutung, weil Ayurveda-Therapeuten über die Ernährung und Gewohnheiten des Patienten die Doshas wieder ins Gleichgewicht bringen können.

Welche Eigenschaften die einzelnen Doshas ausmachen, wie ein Typischer Kapha-, Pitta- und Vata-Typ aussehen, welchen Charakter sie haben, etc., erfahrt ihr in den kommenden Wochen in jeweils eigenen Beiträgen hier.